To soak or not to soak....

 

..that is the quest! I believe, that every stamp collector enjoys receiving nice postage stamps in the mail. Especially when the stamps on the cover are still missing in the own collection, there is usually no doubt and long considering: Cut the fragment of the cover, where the stamps are located, prepare the well-tempered waterbath and begin to soak the stamps.

That his behaviour leads to the destruction of the cover, will often not even considered.In some case, this might be very regretable, which I will demonstrate with the following cover:.

 

Global Priority Mail Umschlag der US-Post (mit Marken frankiert)

vom 14.Januar 1999 von South Carolina (USA) nach Norddeutschland.

(Adressen geschwärzt)

 

Das erste was dem durchschnittlichen Briefmarkensammler ins Auge fällt sind die Marken :

die bunte Bugs Bunny Marke im kompletten Bogen,

zwei Marken aus dem Saurier-Zusammendruckbogen,

und eine hohe Flugpostmarke

Wie die folgende Detailansicht zeigt sind die Marken besonders schön gestempelt, was bei US-Marken nicht gerade selbstverständlich ist. Die roten Ortsstempel werden i.d.R. nur auf besonderes Verlangen des Absenders zur Entwertung benutzt. Also eigentlich ein Leckerbissen für jeden Sammler gestempelter US-Marken. Hier die Marken im Detail:

 

 

Also, her mit Schere, das obere Drittel des Umschlages abschneiden und ab ins Wasserbad damit. Dann die Marken trocknen und pressen, und ab ins Album damit........ Ich hatte selbst schon die Schere in der Hand, als mir vor ein paar Tagen dieser Umschlag beim Aufräumen wieder in die Hände fiel. Die rote Stempelfarbe lies mich zögern. (Die roten Stempel der US-Post sind leider wasserlöslich und müssen beim Ablösen vom Umschlag mit besonderer Sorgfalt behandelt werden - darüber bald mehr in Tips & Tricks...) Jedenfalls nahm ich die Gelegenheit wahr, um diesen modernen Brief ein weniger genauer in Augenschein zu nehmen:

Der Absender brachte die Sendung am 14.Januar 1999 ins Postamt von Liberty. South Carolina. Wie bereits erwähnt, liess er die Sammlermarken dort extra sauber abstempeln. Aber er musste auch, da es sich um eine Sendung in Ausland handelte, den auf das Briefstück angebrachten grünen Zollerklärungsaufkleber ausfüllen und unterschreiben. Er gab an "Briefmarken" im Wert von $ 81, und hakte Merchandise (Warensendung) an.

Schliesslich bekräftigte seine Angaben mit persönlicher Unterschrift und versicherte, dass es sich nicht um gefährliche oder verbotene Artikel handele.:

 

 

Hätte der Absender damals Gift (Geschenk) angehakt, dann wäre wohl nichts weiter passiert. Der Brief würde mir ohne weiteres Aufheben zugestellt worden sein, da der angegebene Wert bei einem Geschenk für die Zollbehörden uninteressant gewesen wäre. So aber ging es weiter:

Der Brief wurde nun von der USPS (US-Postal Service) per Luftpost nach Frankfurt gesandt. (Der Weg von Liberty nach Frankfurt ist leider durch keinerlei Stempel oder ähnliches nachvollziehbar.) Am Flughafen in Frankfurt fiel der Umschlag wohl einem eifrigen Postbeamten auf, der überprüfen musste, ob der, auf der Zollerklärung angegebene Wert mit dem Inhalt übereinstimme. Zu diesem Zweck öffnete er den Umschlag an der Unterseite (offensichtlich mit einem Pappmesser), holte die darin enthaltenen Albumseiten heraus, überprüfte sie (Es muss wohl ein Sammler gewesen sein. Wie sonst hätte er in der Kürze der Zeit den Wert der Sammlung (Alt- Trinidad und Tobago) erkennen sollen? - oder hat er einfach den auf den Marken aufgedruckten Nennwert addiert ??), steckt die Albumseiten wieder zurück in den Umschlag und verschloss den aufgeschnittenen Umschlag mit offiziellem Klebeband:

 

 

Desweiteren kamen nun noch weitere Aufkleber zum Einsatz:

als erstes der dunkelgrüne Siegelaufkleber des Zolls

 

 

Dann ein weiterer hellgrüner Aufkleber mit den vom Zoll errechneten, zu zahlenden Zoll-Gebühren:

 

 

Und schliesslich der gelbe E(Entgelt)-Aufkleber, in dem ebenfalls nochmals die Summe angegeben wir, die von der Post als Erfüllungsgehilfe des Zolls einzuziehen ist:

 

 

Als mich der Brief dann am 19.Januar erreichte, musste ich murrend, aber widerstandslos die 9,61 DM bezahlen, sonst hätte mir der Postbote den Umschlag nicht ausgehändigt. Weitere Belege dieser Art wird es hoffentlich nicht geben, da ich nun stets die Absender in Übersee bitte, bei grossformatigen Sendungen bitte "Geschenk" als Inhalt anzugeben, was Zollproblematiken in der Regel vermeidet.

Um jetzt noch mal auf die Anfangsfrage zurückzukommen: Soll man diesen oder ähnliche Belege wirklich um der Marken Willen zerstören? Die Marken wären fürwahr eine Bereicherung für jede gestempelte US-Sammlung, aber ein Umschlag, über den man ohne Mühe eine Beschreibung von fast 2 Seiten schreiben kann, ist dann vielleicht doch etwas wertvoller.

Ich jedenfalls habe mich entschieden, dieses Kleinod an Postgeschichte aus den letzten Monaten des 20. Jahrhunderts als komplette Einheit aufzubewahren. (Immerhin hat er mich 9,61 DM gekostet!!)

Ich hoffe, ich konnte Euch damit anregen auch Euren Posteingang genauer anzusehen, und die Entscheidung ob Schere oder nicht, sorgfältig abzuwägen. Was heute bloss Trägerpapier für gebrauchte Postwertzeichen ist, kann in 10 oder 20 Jahren bereits das fehlende Stück einer posthistorischen Dokumentation sein!!

 

P.S.

Falls jemand weiss, was die handschriftliche Notiz im Adressfeld bedeutet (VZ B11), wäre ich für eine kurze Meldung dankbar.